Unschluessigkeit begann sich wieder breit zu machen. Das wieso, weshalb, warum klopfte wieder in unseren Koepfen, und da die Antworten darauf ausblieben begann sich mal wieder die Resignation breit zu machen. Renadorn zumindest hatte ein Ziel, naemlich sich hier haeuslich niederzulassen, und damit ungestoert von seiner Familie leben zu koennen. Dass Fiona hier einfach rein und rausspatziert war, scheint ihn an diesem Ort nicht zu stoeren. Nun, vielleicht hat sie hier tatsaechlich alles mitgenommen, was ihr die Muehen wert gewesen ist.

    Um dieser gefrusteten Stimmung ein wenig zu entgehen, und auch endlich wieder freien Himmel ueber mir zu haben, suchte ich mir den Weg an die Erdoberflaeche zurueck und sah den Himmel schwarz vor lauter Daemonartigen Wesen, die scheinbar alle in eine Richtung stroemten. Und dieser Schwarm wollte auch kein Ende nehmen. Ich ging wieder hinein, um den anderen davon zu berichten, und kurz darauf stand Renadorn tatsaechlich auf, um selbst einen Blick auf die Lage zu werfen. Da er nicht wiederkam, nahmen Razim und ich schnell an, dass er meinem scherzhaftem Gedanken, in Daemonenform einfach mal mitzufliegen, gefolgt war.

    Viele Stunden spaeter ebbte der Strom auch langsam ab, so dass ich Twister rief, und mit Razim ebenfalls hinterherzufliegen. Die Daemonen nahmen von uns keine Notiz, und so erreichten wir nach laengerer Zeit quasi das Zentrum, das Sammelbecken fuer all dieses Ekelzeugs. Ziellos umherkreisend setzte sich der Storm unter uns auch langsam wieder in Bewegung, und, darueber hinweg fliegend um an den Anfang zu gelangen versuchend nahmen wir irgendwann einen einzelnen Daemon wahr, der alleine auf einem Fels stand und das Gefiech in eine Hoehle zu dirigieren schien. Mal wieder in eine unbekannte Hoehle zu steigen stand fuer mich derzeit noch nicht zur Debatte. Da damit unsere Unauffaelligkeit nicht mehr ganz gegeben war, erregten wir die Aufmerksamkeit des einen, und so steuerten wir diesen Daemon direkt an.

    Er war zwar nicht sonderlich freundlich, aber man koennte sein Verhalten als gesundes Misstrauen auffassen. Zumindest konnte man mit ihm reden, was ausschloss, dass es sich um Mandor handelte. Zuerst machte der Daemon sein Erstaunen kund, dass wir hier seinen, da der Ruf nicht an Leute wie uns gerichtet sei, und gleich darauf kam auch mal wieder die Frage, wie die Dinge in Amber stuenden. Razim antwortete darauf, dass er eigentlich Abstand von Amber zu halten pflegte, als dieses Heerscharen von Gruselwesen durch sein Blickfeld flogen. Die Konversation hakte sich dann bei dem Punkt, dass der Daemon mit dieser Aktion einem anderen einen Denkzettel verpassen wolle, und da sich dafuer eigentlich nur Mandor als Opfer anbot, und ich dem Daemon diesbezueglich gerne behilflich sein wuerde, erwaehnte der Daemon einen anderen, der ebenfalls schon mit einer aehnlichen Neugierde ankam, und sich von ihm in ein hoffnungsloses Selbstmordmanoever hat schicken lassen. Ja, es koennte sich dabei um Renadorn handeln.

    Ploetzlich murmelt der Daemon etwas von Etikette und beginnt sich zu verwandeln: Es ist Llewella... Nicht, dass ich nicht froh bin, dass sie wohlauf ist. Es geht mir trotzdem gegen den Strich, dass sie mit mir redet, als wuerde sie mich nicht kennen. Dass sie den Geruechten ueber Razims Verratenschaften Amber gegenueber Ohr geschenkt zu haben scheint, macht die Sache auch nicht unbedingt einfacher. Aber zumindest holt sie den Ortstrump hervor, an den sie Renadorn geschickt hat, wo er Mandor und seinen Helfershelfern auf der Flucht begegnen soll. Die Entscheidung ist jetzt eigentlich nur noch, ob Razim und ich zusammen gehen, oder einer hier bleibt, um den/die anderen wieder zu sich zu holen. Ich gehe alleine.

    Und stehe kurz darauf direkt vor Mandor, umschart von anderen Daemonen, die sich alle gerne auf seinen Befehl auf mich stuerzen, um mich, wie er meint, mal wieder als Geisel zu halten. Elender Dreckskerl. Mitten im Gemetzel, in dem ich alles, was mir nahe kommt, in irgendeiner Form zu verunschandeln versuche, bemerke ich Razims (?) Trumpkontakt, und gebe mich geschlagen, so dass ich annehmen kann. Renadorn, so sagte Mandor, sei eben wie ein Feigling vor ihm davongelaufen. Selber Feigling - denke ich nur grimmig und klaere mit Razim ab, dass ich noch bleibe. Man zerrt mich in irgendeine Felsniesche, und als ich nichts mehr sehe, ertoent von drueben wieder Kampfgetuemmel. Ich nutze einen guenstigen Zeitpunkt ab und reisse mich wieder los, um ebenfalls davon zu laufen, renne aber gegen irgendetwas weiches, unsichtbares. Entsetzt will ich daran vorbei, aber schon gibt sich Theobrina zu erkennen. Klasse. Mit ihrer Truppe, die Mandor gerade die Hoelle ein letztes mal so richtig heiss macht, haben wir gegen Mandors Daemonen eine gute Chance. Ausserdem hole ich Razim noch hinueber, da auch er in solchen Sachen eine grosse Kompetenz darstellt.

    Allerdings ist der Kampf auch schon fast wieder gelaufen, und auch Renadorn steht wieder bei uns. Theobrina denkt, sie wisse, wohin sich ihr Vater jetzt fluechten will und schlaegt vor, vor ihm dort einzutreffen und auf ihn zu warten. Auf den Weg dorthin stoesst auch Llewella wieder zu uns und erzaehlt so ein wenig von ihren letzten Tagen: Zuerst hatte sie mit Flora und Mirelle versucht Random zu lenken, der sich dann aber zunehmend mit diesem Spikardskrams beschaeftigt hat und es ihrer Meinung aber nicht ganz verstand. Somit habe sie dafuer sorgen wollen, dass die richtigen Personen auf den Thron gelangten, und waere von Mandor dabei uebels hintergangen worden. Das habe sie ihm hiermit heimgezahlt.

    Der Ort, den wir ansteuern, ist eine Burg, die ueber der Abyss schwebt. Keiner kann sagen, was sie dort haelt, und die seltsamen schwebenden Bruecken, die uns hinueber'schiffen', dienen nicht unbedingt zur Verbreitung von Frohmut an diesem Ort. Wieder einmal denke ich an Dierdre, an Brand, die hier unter uns beide fuer alle Ewigkeit fallen sollen, und dass es keine Moeglichkeit geben soll, jemanden, einmal gefallen, zu retten. Der ganze Ort ist nebelumhangen, und dann betreten wir tatsaechlich eine sich ueber diesem Ort befindliche Burg, welche ein alter Zufluchtsort der Familie Mandors sein soll. Was wollen wir eigentlich noch von Mandor? Hat seine Vertreibung aus den Hoehlen nicht genug Leid ueber den alten Mann gebracht? Aber das war nur Llewellas Rache. Nun, Rache ist auch nicht mehr unbedingt das, wonach ich trachte. Viel lieber wuerde ich mit ihm einfach nur reden. Ihm ins Gesicht sagen, dass er sich wie ein Arsch benommen hat. Marlas Tod mag fuer ihn Notwehr gewesen sein, aber ... hm, da kommt mir ja direkt ein Gedanke...! Nun, vielleicht koennen wir ihn auf den Ort zwischen den Schatten heiss machen, dann waren wir mehr als quitt. Viel Zeit zum Ueberlegen bleibt aber nicht, da Llewella, die den Eingang beobachtet, einen 'Gast' ankuendigt, und jeder geht in Position.

    Die Tuer geht auf, und einen berobte Gestalt stuerzt sich bald darauf auf Razim und schreit: 'Pferdedieb! Seit Ewigkeiten verfloge ich dich schon, und jetzt endlich habe ich dich!', was uns alle, und Razim vor allem, voellig aus dem Konzept bringt, da es erstens nicht Mandors Stimme ist, und zweitens wir bei Mandor mit allem gerechnet haben, aber nicht mit dem Vorwurfs eines Pferdediebstahls. Der Beschuldiger verwickelt Razim schnell in ein kleines Duell, und gibt dabei bald seine Identitaet preis: Jurt.

    Jetzt sehe ich auch den Braunen vor Jasras Burg wieder, der mir zuerst etliche Kopfschmerzen, dann einige Kilometer angenehme Reise beschert hat und nun als Krokodilfutter dienen sollte - und breche in schallendes Lachen aus. Ich vergewissere mich noch kurz, ob das tatsaechlich sein Pferd war, und erzaehle den anderen die Geschichte, die sich mit diesem Pferde zugetragen hat. Es tut mir jetzt auch leid, es alleine gelassen zu haben, da Jurt tatsaechlich an dem Pferd etwas liegt, aber andererseits laesst man ein solches Tier dann auch nicht so lange einfach stehen.

    Mitten in dem Tumult, den Jurt hervorbrachte, tritt Mandor von oben auf die Ballustrade und beschuldigt und des Hausfriedensbruches. Oder so. Jedenfalls sind Renadorn und auch Razim schnell dabei, die Treppe zu ihm zu besteigen, und es sieht mal wieder nach einem Duell aus. Um das zu vermeiden, versuche ich immer wieder verbal einzulenken, und auch Mandor ergreift die Flucht, bevor die beiden Maenner auf ihn losgehen.

    Theobrina fuehrt uns durch irgendwelche Geheimgaenge auf das Dach, wo etwa 20 Meter von uns entfernt Mandor ueber den Zinnen haengt und saemtliche Spikards, die er besitzt ueber die Abyss haelt. 'Keinen Schritt weiter, oder ich lasse sie fallen!' Nun, nichts lieber als das, und ich gehe unbeirrt, langsam auf ihn zu. Soll er seine Drohung doch wahr machen, denn wenn ich es mir recht ueberlege, ist das das einzige, was _ich_ von ihm will. Genau diese Frage stellt auch er uns, und Razim meint, dass er wissen will, was er mit seinem Vater gemacht hat. Die Antwort darauf ist simpel: benutzt. So wie alles und alle anderen auch... 'Vielleicht waere eine Entschuldigung angemessen?' frage ich, weiter auf ihn zugehend, und dann laesst er die Gegenstaende tatsaechlich fallen und springt hinterher, wird aber im Absprung von jemanden hinweggetrumpt.

    Wieder diese Leere. Erfolg? Nicht wirklich. Erleichterung vielleicht. Vielleicht hat Mandor auch nur geblufft und Imitate fallen lassen. Mit wem kann er jetzt noch verbuendet sein? Man verlaesst diese unheimliche Burg, diese alles in sich aufsaugende Leere der Abyss, welche, Llewellas Ausfuehrungen nach der Gegensatz zu Trump sein koennte, und weiss immer noch genausoviel wie vorher. Nein, schon ein wenig mehr, aber was einen selber betrifft, weiss man weiterhin: es gibt Mandor, und man wird ihn sicher nicht zum Kaffeekraenzchen einladen wollen...

    Falsch, vielleicht waere das genau das, was man mit ihm machen sollte, denn mit Mandor als Feind kann man des Lebens nicht mehr gluecklich werden.