Wie zu erwarten war es nicht einfach, Razim fuer die Sache zu begeistern. Zuerst schien er ein wenig ueberrumpelt davon, dass ich ihn zu mir gezogen hatte als zu ihm zu kommen, aber sein Pferd hatte schnell die saftigen Tempelkraeuter gefunden, so dass Renadorn ungehindert auf Razim einreden konnte. Zwar schien Razim von Flora just andere Aufgaben zugeteilt bekommen haben, aber nach einer Stunde war er so entnervt, dass er um genauere strategische Informationen bat, um das seiner Ansicht nach aussichtslose Vorhaben vielleicht moeglich zu machen. Seine Bedingungen: Miguel zeichnet jetzt sofort an einer Karte seines Vaters, und noch andere Kleinigkeiten, die ich vergessen hatte. Renadorn ist sauer, dass Razim sich nicht durchringen kann, unserem Wunsch ohne Gegenleistungsanspruch zu entsprechen - nicht ohne Grund. Und auf die Frage, warum er anfangs so zielstrebig nach Amber gerannt sei waehrend er dem Amulett folgte, meinte er diplomatisch, das sei der Weg gewesen, dem ihm das Amulett gewiesen hatte. Ich kann nicht beweisen, dass das Amulett ambivalente Ziele hat, aber da wir hier das Ziel gefunden haben, vermag ich diese Aussage als glatte Luege einzustufen.

    Im Grunde gebe ich ihm ja Recht. Dass Suhuy uns geschickt hat, finde ich aber nicht unbedingt verdaechtig (im Gegenteil: er beweist durch das Aushaendigen dieser Gegenstaende uns, oder zumindest Renadorn gegenueber ein Vertrauen, das einem von unserer Art selten zuteil wird). Andererseits schmeckt mir die Sache mit Mandor absolut nicht. Was steckt der seine zackige Nase in Dinge, deren Bedeutung ihm glasklar zu sein scheinen, er aber auch keinen Finger kruemmt, die Dinge in die richtigen Bahnen zu lenken. Oder tut er es etwa doch? Dann bleibt die Frage, was seiner Ansicht nach die richtige Bahn wohl sei. Nicht die Rettung dieses Malers. Nicht der Erfolg von Suhuys Plan. Insofern gebe ich Razim Recht, dass man im Grunde einfach selber die Dinge in die Hand nehmen muss und es vielleicht besser waere Schwert und Ring einfach auf eingene Faust zu verstecken und zu beobachten, wer sie denn einsammeln kommt. Vielleicht sollte es mir auch voellig egal sein, wer wann wie welche Gegenstaende besitzt...

    Razim, der strategisch betrachtet die meiste Erfahrung von uns dreien hat, schlaegt vor, die Vereinten Koenigreiche zu schwaechen und zur Kapitulation zu bewegen. Wie? Nun, darueber laesst sich immer noch nachdenken, wenn man dort ist. Derzeit ist es das einzige Grossreich, das nicht ueber nukleare Techniken verfuegt, aber die Ueberheblichkeit, mit der es sich in den Krieg stuerzt, laesst einen Trumpf vermuten. Anderseits herrscht natuerlich die Gefahr, dass, wenn VKU aufgibt, sich immer noch Ursa und Utianien darum kloppen koennten.

    In VKU selber suchen Razim und ich nach strategischen Schluesselpositionen, und, wo man sie antrifft, so dass Renadorn ihnen den Gar aus machen kann - im uebertragenen Sinne. Das alles funktioniert ganz gut, ist aber sehr zeitintensiv. Renadorn kommt irgendwann auf die Idee, dass man mit Trumpsketchen von den Praesidenten enormen Einfluss ausueben koennte, und ich mache mich an die Arbeit. Ein, zwei Tage spaeter habe ich tatsaechlich eine Skizze entworfen, die den minimalanforderungen eines Trumps entspricht, fliege mit Twister ueber die Wolken, und bereite mich auf eine theatralische Szene vor.

    Hallo Kelana! Begruesst mich Mandor nach der Kontaktaufnahme. Nun, vielleicht erklaert dies einiges. Schnell schalte ich um und versuche ihm ein paar Informationen zu entlocken, frage sogar nach einem gemeinsamen Abendessen, aber ein Staatschef ist eben ein vielbeschaeftigter Mann... Die anderen gucken auch nicht schlecht bei dieser Wendung, und unverdaechtiger ist dieser skrupellose Choaslord nicht geworden. Noch enger wird die Schlinge um seinen Hals, als bei meinem Versuch, das Abendessen doch noch zu realisieren, ich beim echten Praesident lande. Schnell grunze ich irgendetwas von Frieden auf Erden zum Wohlgefallen der Goetter, und brate seinem Geist noch schnell eine ueber. Wieso nimmt Mandor Trumpcalls entgegen, die fuer Personen gedacht sind, in die er sich verwandelt hat? Ist mir mit Merlin die letzte Zeit, als das Chaos - buchstaeblich - mal wieder ueber mein Leben einbrach, nicht das gleiche passiert?

    Gut, in VKU werden wir nicht mehr gebraucht, dafuer in Utianien umso dringender. Zurueck im Tempel erfahren wir die positive Nachricht, dass Miguel das Bild von Caine fast fertig hat und endlich an dem anderen weiterarbeiten kann. Als Caine dann tatsaechlich vollendet ist, bittet Razim Renadorn um das Schwert und tritt mit seinen Vater in Kontakt. Kurze Zeit spaeter tritt er zu ihm. Renadorn ist empoert, da er immer noch das Schwert hat, aber kurze Zeit darauf meldet sich Razim bei mir und bittet mich, ihn und Caine rueberzuholen.

    Schon seit der Bitte, ein Bildnis seines Vaters anfertigen zu lassen, von diesem speziellen Kuenstler, ist es kein Geheimnis mehr, dass die Vater-Sohn- Kommunikation abgebrochen ist, und das Bild, das Caine uns liefert, zeigt, dass er sich sicher nicht freiwillig in einen solchen Zustand gebracht hat. Man bittet die Moenche Massnahmen zu ergreifen, und bittet zu Tisch. Hungrig schluerft der alte Knochen seine Suppe, scheint schweigsam auf seine Art dankbar zu sein, ist aber nicht gewillt, von sich aus einige Informationen preiszugeben, sondern braust auch noch heftig auf, als wir versuchen, unsere Neugierde zu stillen. Nicht, dass ich nicht ebenfalls bereit gewesen waere, mein Wissen mit ihm zu teilen. Aber was will man von Caine schon erwarten. Eine drohende Bemerkung ueber eine unbekannte Gefahr, die Renadorns Vater ereilen koennte, und schon zum Gehen gewandt schleudert er noch einmal seinen Dolch in den Wandteppich, und Mandor tritt mit schmerzverzehrtem Gesicht, und einer Wunde im linken Arm, dahinter hervor. Das kurze Gespraech laesst schliessen, dass Caine mit jemand anderem gerechnet hat, und beide im Grunde gut klarkommen. Mandor also schon wieder. Als Beobachter scheint er tatsaechlich immer einen Platz in der ersten Reihe einzunehmen. Caine verschwindet mit den Worten den 'anderen Sammler' aufzusuchen - wie auch immer er ihr Verhaeltnis sein mag.

    Allein mit Mandor macht er sich wieder ueber unsere Versuche Miguels Schatten vor einem Atomaren Winter zu retten, lustig, und bittet die Maenner dann ziemlich barsch, ihm Ring und Schwert auszuhaendigen. Beleidigt trennen sich unsere Wege, und Razim bringt Renadorn und mich wieder vor die inzwischen etwas ramponierte Huette in Arden, bei der sich Renadorn vor so langer Zeit inzwischen geweigert hat, naeher nach Amber zu gehen. Und nu...?