Zeit zieht ins Land...

    Nachdem ich mich von den anderen (Razim, Jasra und Renadorn) nach der Sache mit dem Turmmagier getrennt haben, nehme ich nach einiger Zeit Renadorns Einladung zu sich nach hause wahr, da ich gerne neue Orte kennenlerne. Er hat sich die gesamte Bibliothek aus jenem Turm (abgesehen von den Buechern, die sich Jasra unter den Nagel gerissen hat) hierher bringen lassen, und somit viel zu forschen.

    Dankenswerter Weise gelange ich mit seiner Hilfe auch wieder in mir wohlgesinnteren Gegenden, und mache mich von dort zu meinem eigenen Reich auf, wo ich die Zeit verrinnen lasse und die Abgeschiedenheit geniesse.

    Eines Abends kontaktiert mich Jasra und laed mich ein, sie bei ihrem Besuch bei Luke zu begleiten - dem Koenig von Kashfa ist ein Erbe geboren worden. Des Nichtstuens muede nehme ich an, und so holt sie mich zwei Tage spaeter, nachdem ich einen Freund vorzeitig verabschiedet hatte, zu ihrer Burg in der Keep of the Four Worlds.

    Auch sie hat die vergangene Zeit nichts spannendes unternommen - sagt sie - und so machen wir uns denn auf Twisters Ruecken auf gen Kashfa zu fliegen. Einzig und allein die Tatsache, dass keiner von uns Trumpkontakt mit einem, der sich in Amber oder seiner unmittelbaren Umgebung aufhaelt, in der letzten Zeit herzustellen vermochte, ueberschattet unsere Erwartungen.

    Nach langem Flug finden wir ein kleines Staedchen, in dem wir uns, vom bestaendigen Regen durchnaesst, erwaermen und zur Nacht geruhen wollen. Die Wahl war eher mittelmaessig: Saubere Glaeser sind hier wohl noch schwieriger zu bekommen als anstaendiger Wein, von dem wir letztendlich doch welchen auf unserem Zimmer finden. Das mit dem Zimmer selber ist auch so eine Sache: Er hat fuer uns momentan nur eines, da der Rest von anderen Reisenden belegt ist, die er, auch beim Anblick von, fuer seine Verhaeltnisse, viiieeel Geld, nicht rausschmeissen moechte. Einen Aufstand vermeidend teile ich mir als mit Jasra das letzte Zimmer und wir warten ungeduldig, bis das Bad frei ist.

    Nach dem Baden beschliessen wir fuer einen Drink und was zu essen noch einmal nach unten zu schauen, und entdecken, dass Frauen in dieser Gaststube die (bezahlte) Ausnahme zu sein scheinen. Tatsaechlich befindet sich unter den Anwesenden - ausser uns - nur ein einziges weibliches Wesen, das, aus gutem Hause kommend, verschuechtert und sich deutlich unwohl fuehlend, alleine an einem Tische sitzt. Noch mit dem Wirt und dann mit Jasra diskutierend, wie wir an anstaendige Getraenke kommen, registriere ich desweiteren zwei Pokerrunden, an denen die Scheine hin und hergeschoben werden.
    Es endet damit, dass ich von oben eine Flasche Wein holen gehe und Jasra sich derzeit mal zu der Kleinen an den Tisch setzt. Das Laecheln gefriert mir im Gesicht, als ich im vorfreudigem Griff auf meinem Bett eine Flasche Wiskey vorfinde. Ich hatte dort WEIN hinterlegt! Gibt es denn in diesem verdammten Nest nur Wiskey? Oder ...? Grimmig klaere ich Jasra auf, dass das mit dem Wein nichts war, und mir die Sache auch nicht so am Herzen liegt, als dass ich das unbedingt wiederholen muesse. Sie hat inzwischen von dem Maedchen erfahren, dass diese heute von einem Mann, der hier am Pokern sitzt, bei einem Zugunglueck, das nicht weit von hier sich ereignete, gerettet wurde. Wahrscheinlich seinen sie beide die einzigen Ueberlebenden dieses Unglueckes, ihr Vater habe weniger Glueck gehabt. Gelangweilt durch ihr Schicksal faellt mir aber ihr Retter ins Auge, an den sich Jasra ranschmeisst und ihn an unseren Tisch einlaed. Er ist verdammt gross, hat langes, glattes, weisses Haar und ist trotz allem nicht aelter als ich. Seine Kleidung ist sehr exquisit, und bei naeherem Betrachten entpuppt sich das Schwarz dieser als dunkles rot und blau... na wenn der nicht nur auf der Durchreise ist!

    Zunaechst bleibt er aber beim Pokern und zockt ganz anstaendig was zusammen, bevor er den Tisch wechselt und einen Trapper dort so langsam ausquetscht. Da wir auf das Gespraech achten, bekommen wir mit, dass er dabei um Monsterfiecher geht, die seit einiger Zeit hier die Gegend unsicher machen. Die Kleine an unserem Tisch bestaetigt, dass diese Fiecher auch in ihrem Zugunglueck verwickelt waren.

    Der Abend schreitet voran, und da wir morgen frueh weiter wollen, machen wir laut auf unseren Rueckzug aufmerksam, was den 'Helden' dazu bringt, seine Karten hinzuschmeissen und uns seiner Nichteinhaltung seines Versprechens um Entschuldigung zu bitten. Sein Name sei Victor van Res, und auch Jasra und ich stellen uns vor. Ja, auch wir waeren auf der Reise. Nach Kashfa, spricht Jasra unumbluemt aus. Reaktion? Nein. Wo denn das liege? Im Norden. Ah! Auch seine Ziele fuehrten ihn nach Norden, und ob wir vielleicht zusammen reisen wollten. Aber da wir hier keine zwei Wochen auf die Bahn warten koennen, erzaehl ich ihn, inzwischen nicht mehr ernst nehmend, dass wir mit einem Drachen unterwegs sind, was er fuer einen Scherz haelt.
    Irgendetwas an ihm, vielleicht sein vertrauter Hochmut, vielleicht sein Auesseres, das in diese Gegend einfach nicht hingehoert veranlasst mich zu der Bemerkung, dass er doch gerne mit offenen Karten spielen solle, was er veraergert wegsteckt. Dafuer verspricht er uns morgen ein Fruehstueck zu organisieren, bei dem man sich noch austauschen koenne. Gerne.

    Morgens wartet dann auch tatsaechlich ein rustikales Fruehstueck auf sauberem Geschirr auf uns, und anschliessend gehen wir alle nach draussen, um uns zu verabschieden. Seine kleine Eroberung (oder was auch immer) begleitet ihn auf Schritt und Tritt, und faellt ohnmaechtig in seine Arme, als sich vom Waldrand Twister naehert. Der kleine ist voellig durchnaesst, und geht nur auf 4 statt auf 5 Beinen. Beim Naeherkommen sehen wir das 5. Bein bluten? Nein, etwas tragen, was blutet. Er legt uns einen Koerper vor die Fuesse, der nicht wirklich humanoid ist. Aber ein Blick in seine Fratze laesst mich uebles ahnen: Renadorn? Kann das sein?! Der Koerper lebt noch, und so trage ich ihn mit Jasra in den Stall, wo ich mich auf einen Heilzauber vorbereite, was mich hier zu wilden Taenzen und Gesang zwingt. Egal. Als ich den Rest der Welt wieder wahrnehme, steht ein bleicher Oertlicher mit Medizinkoffer dabei und bekommt von dem guten Victor Whiskey verabreicht. Die verletzte Gestalt am Boden schreit vor Schmerzen, als sie erwacht, aber sie kommt langsam wieder zu Kraeften und verwandelt sich langsam in etwas Menschliches: Renadorn! Victor wirft ihm eine Decke zu, und Whiskey, und zusammen geht man zurueck in die warme Gaststube. Renadorn erzaehlt, dass er von einem grossen Hund oder so angegriffen wurde, und Victor hoert interessiert auf. Die Selbstverstaendlichkeit, mit der Victor Renadorns Gestaltverwandlung, aber auch Twister, hinnimmt, werfen noch mehr Fragen ueber ihn auf. Aber da es sinnlos ist, sie zu stellen, verabschiede ich mich mit Jasra von Renadorn, nachdem er es ausgeschlagen hat, uns zu begleiten (da er bei seinem letzten Besuch in Kashfa unerfreuliche Nachrichten zugesteckt bekommen hat), und bleibt mit Victor in der Stube.

    Twister bringt uns dagegen zielgerichtet durch Sturm und Regen vor die Tore Kashfas, wo uns eine bedrueckte Stimmung entgegenschlaegt: Kaum Volk auf den Strassen, alles still, und: die Fahnen des Schlosses auf Halbmast. Feiert man so einen Tronfolger? Soldaten berichten uns von furchteinfloessenden Kreaturen, die das Land verwuesten, und dann gab es in letzter Zeit immer mehr seltsame Todesfaelle. In der Stadt, und seit neuestem auch im Schloss: Das juengste Opfer ist die Ziehschwester der Koenigin.

    Mit diesen Informationen werden wir von Luke empfangen, und diese bestaetigt er uns auch. Weiter erzaehlt er, dass er von Random Hilfe erbeten hat, weil ja auch die Handelsrouten nach Amber so gut wie eingestellt sind. Trotz allem will er morgen seinem Sohn einen Namen geben. Von der Auseinandersetzung zwischen Benedict und Dalt hat er nichts zu berichten, im Gegenteil: Benedict gilt als vermisst.

    Bei einem Rundgang im vom unbarmherzigen und unablaessligen Regen geschuetzten Kreuzgang beobachten wir Julians Ankunft und muessen uns beim Abendessen die strategischen Hirngespinnste der Maenner anhoeren. Meine Frage, ob man denn eine Spur von der Ursache von der Koenigins Ziehschwester Tod habe wird verneint: sie sei morgens tot (zerfetzt?) im Bett gefunden worden. Und zu den geplanten Feierlichkeiten sind eigentlich nur die lokalen Obrigkeiten geladen (so dass meine Sorge wie Hoffnung, meiner lieben Ziehmutter zu begegnen, gebannt wurden)

    Jasra interessiert sich fuer die Probleme, die ihrem Sproessling zu schaffen machen und besteht darauf, mit den Leuten zu reden, die einen Angriff mit diesen Kreaturen ueberlebt haben. Ihr geistert die Idee von etwas Ansteckendem im Kopf herum, da sie sich so die Todesfaelle in gesicherter Umbegung erklaert. Also besuchen wir ein Lazarett, wo man gerade nach unserer Ankunft ein paar Leute von Julian herbringt, um sie noch zu retten. Aber sie koennen uns auch keine wirklich interessanten Informationen geben.

    Irgendwie stoert es mich ueberhaupt nicht, dass Lukes Reich gerade den Bach runtergeht, aber alleine nur um Vertrauen zu erlangen lohnt es sich vielleicht, sich an der Loesung des Ganzen zumindest zu interessieren...