Den angenehmen Abend hinter mir begebe ich mich dann in mein Gemach um am naechsten Tag wieder einigermassen fit zu sein. Ich mache die Tuer auf, bewirke, dass keiner mehr von aussen hereinkommt, ohne meiner Erlaubnis, und sehe ploetzlich, als ich mich dem Raum zuwende, dass ich Besuch habe: Fiona sitzt in einem der Sessel und hat sich ein Glas Wein eingeschenkt. Was zum Teufel...? Ich begruesse sie bissig, da ich mit ihr schon lange abgeschlossen habe, und sie bloss nicht meinen soll, dass ich ihr in den Arsch krieche, sobald sie ruft. Sie bleibt aber gelassen, bittet mich, mich zu setzten, und von dem Wein zu trinken, den sie mir eingeschenkt hat. Ich leere das Glas in einem Zug, und frage sie, was sie mitzuteilen hat. Sie sei hier, um den Koenig seine Aufwartung zu machen, und mich vor dem Neuen zu warnen, den ich hierher gefuehrt habe. Nicht, dass ich ihr folgen kann: ich bin mit Jasra hierher, und ob sie nun auf Vincent oder Renadorn anspielt, wird erst spaeter klar. Sie findet es jedenfalls seltsam, dass ausgerechnet jetzt, wo Vincent hier ist, auch diese Probleme aufgetaucht sind, und sie hielt es fuer eine gute Idee, mir das mitzuteilen. Was faellt ihr ein? Denkt sie, dass sie mir dies schuldig ist? Fuer das, was vorgefallen war, bedarf es an entschuldigenden Gesten mehr als kleine Warnungen ohne Hintergrund. Nicht, dass ich Vincent ebenfalls ein wenig schraeg sehe, aber das liegt an anderen Dingen. Ich bedanke mich also mehr oder wenig hoehnisch von ihr, und schicke sie aus meinem Zimmer. Dann zaehle ich bis Hundert, um mich wieder zu beruhigen, und um sicherzustellen, dass sie genug Zeit hatte sich zu trollen, bevor ich bei Jasra klopfe. Wahrscheinlich hat sie bereits geschlafen, aber ich wollte sie nicht morgen meiner Tante ins Fruehstueckmesser laufen lassen.

    Am naechsten Morgen sitzen beide tatsaechlich an einer Tafel zum Fruehstueck, und ich geselle mich, Fiona ignorierend, zu Jasra, wo wir beschliessen, uns einen Ueberblick ueber die Lage machen zu muessen, was uns zu Julian in die Kaserne fuehrt. Julian ist mehr oder weniger bereit, Auskuenfte zu erteilen, und scheint von unserer Idee, ihm und seinen Truppen magischen Beistand zu leisten, nicht sonderlich viel zu halten. Aber er verwehrt uns die Bitte nicht, mit den Truppen zu reisen und verspricht uns, uns rechtzeitig zu benachrichtigen. Im Moment wartet er auf ein 'ok' von Vincent, der in den Schatten noch weitere Legionen erheben wollte. Von Renadorn hat er nichts gehoert. Die Erwaehnung, dass Fiona am Hofe sei, scheint ihn nicht zu interessieren (auch wenn ich von meiner Mutter andere Informationen habe), und reagiert sehr barsch auf die Idee, sie zu begruessen. Egal.

    Da wir angeblich mindestens zwei Tage noch Zeit haben, beschliessen Jasra und ich mal zu gucken, wo Vincent sich rumtreibt, da die Worte meiner Tante doch ein wenig in mir nagen. Vielleicht ist er tatsaechlich nicht so ungefaehrlich... und was, wenn er jetzt Truppen um sich schart, und diese nicht fuer Amber, sondern dagegen kaempfen laesst? Eigentlich wuerde ich gerne lieber Renadorn aufsuchen und mit ihm mich kurzschliessen, aber die Umstaende, in denen er verschwunden ist, lassen die Moeglichkeit in Erwaegung ziehen, dass er sich momentan auf sehr duennem Glatteis bewegt (naemlich den Gegner ausspioniert), und er unsere Anwesenheit ganz und gar nicht schaetzen wuerde.

    Waehrend ich Vincent ansteuere, sitzt Jasra hinter mir auf Twister und bereitet fuer Julians Truppen ein paar Schutzzauber oder so vor. Es ist bereits mitten in der Nacht, als wir ankommen: ein von der Sonne verdorrter Landstrich liegt unter uns, und wir landen auf einer kleinen Anhoehe in dieser Wuestenlandschaft. Vor uns leuchten die Lichter einer Stadt, und ein Panzer rollt nicht unweit von uns durchs Tal. Ploetzlich macht Twister einen Sprung nach unten, und schon donnert ein kleines Flugzeug ueber uns hinweg. Hoffendlich hat man uns nicht gesehen! Nun, wir haben genug gesehen, und auch wenn ich gerne noch mir die Stadt naeher angeschaut haette, draengt Jasra zum Aufbruch, wobei wir die Abkuerzung ueber Lukes Karte nehmen, damit wir auch diese Nacht wieder in einem weichen Federbett verbringen koennen.

    Der naechste Tag verlaeuft ereignislos, und am Morgen darauf gehts per equo los. Julian erzaehlt uns, dass Vincent eine schlagkraeftige Truppe unter seiner Fuehrung gebracht hat, und ihn gebeten hat, Merlin zu kontaktieren, da dieser Informationen fuer ihn haben muesste. Aber damit hatte er (Julian) bisher keinen Erfolg, und jetzt auch besseres zu tun, ob wir denn nicht weiterhin probieren koennten? Gerne, und so zieh ich die Karte meines Cousins heraus, den ich in denkbar positiver Erinnerung habe. Aber als das Bild beginnt Tiefe zu gewinnen, beginnt meine Hand, mit der ich die Karte halte, zu kribbeln, und erschrocken lass ich die Karte fallen. Seltsam. Nicht dass er einfach zu weit weg war... und dieses Kribbeln - es kam mir so unangenehm vertraut vor... Wir bleiben in der Nachhut, uns passen auf, dass keiner in den Schatten verlorengeht, als Renadorn bei mir anklopft und mich bittet, ihn herzuziehen. Er klingt ein wenig gehetzt, und so steig ich schnell vom Pferd, und zieh ihn durch. Er verbreitet einen wirklich ueblen Gestank, und ist mal wieder voellig unbekleidet, so dass ich ihm schnell eine Satteldecke herauskrame. Ebenso auffaellig ist seine Erschoepfung, die durch ein paar leiche Wunden unterstrichen wird. Da ich ihn jetzt nicht mit Fragen belaestigen will, nehme ich seinen Wunsch nach Ruhe einfach zur Kenntnis, und wimmele Julian ab, der ihn sofort in ein Kreuzverhoer nehmen will. Er zwingt mich, mich fuer Renadorn zu verbuergen, da er ihm momentan nicht viel Vertrauen entgegenbringt, und kehrt uns wuetend den Ruecken. Also bekommt Renadorn ersteinmal ein Feldbett, in dem er sich hinlegen kann, und trotzdem beim Trupp bleibt. Waehrenddessen bohrt Jasra schon die ganze Zeit bei ihm nach, und er erzaehlt, dass die feindlichen Truppen von Merlin geleitet werden. Jedenfalls hat er eine Person gesehen, die wie Merlin aussieht, und die gleichen Faehigkeiten besitzt (was auch immer das heissen soll). Scheisse. Irgendetwas ist hier ganz fuerchterlich faul, und ich muss immer wieder an Fionas Worte denken. Nach einer Zeit bittet Renadorn, in einem Schatten zu bleiben, und Jasra schickt die Sanitaeter, die sich um ihn verpflichtet fuehlen, gewaltsam dem Trupp hinterher, waehrend ich mich vergewissere, dass Renadorn nachkommt, wenn er sich in der Lage dazu fuehlt.

    Als das Lager aufgeschlagen wird, fragt Julian nach dem Daemonenkind, und wird nicht schlecht wuetend, als er erfaehrt, dass wir ihn vor etlichen Schatten zurueckgelassen haben. Mein Beteuern, dass er wieder kommen wird, scheinen fuer ihn ohne Bedeutung zu sein, und die Diskussion wird so heftig, dass Jasra als Schlichterin einzuspringen versucht. Aber Julian dreht sich dann einfach nur um, und laesst uns beide ohne Auftrag stehen. Vielleicht war es ja tatsaechlich ein wenig unueberlegt, Julian nicht sofort von Merlin zu erzaehlen, aber ich muss gestehen, diese Idee hat sich mir nie aufgetan. Und kaum bekommt das Blut wieder koerpertemperatur, steht ploetzlich Renadorn neben uns. Er ist sichtbar nicht scharf darauf, mit Julian reden zu muessen, aber er tuts. Die beiden Maenner klaeffen sich in gewohnter Manier zuerst an, bevor es in Julians Zelt geht, wo Renadorn erst einmal die Karten aktualisieren soll. Jasra verschafft sich ebenfalls Zugang in das Zelt, waehrend ich 3 Minuten spaeter Julian herausstuermen sehe, hinterher Renadorn, der aber auf einen Fingerwink Julians von den Wachen zurueckgehalten wird.

    Jasra hat bereits bemerkt, dass Magie an diesem Ort ohne Effekt bleibt, und ich zermatere mir das Gehirn, was wohl in Merlin gefahren sein kann, gegen Amber zu ziehen. Klar, er ist bei weitem mehr ein Kind des Chaos als von Amber, aber der Mann, den ich kennengelernt habe, war frei von Fanatismus und emotionalen Handlungen (wenn man um die Sorge um seinen Vater absieht). Und doch... und Vincent... beide zusammen? Mir faellt nichts und niemand ein, der mir ueber die Beweggruende von Merlin Aufschluss geben koennte, bis auf Merlin selbst. Und scheinbar laesst er sich nicht erreichen. Oder? Wenn man ein bisschen staerker an die Tuere klopft, oder sie sogar aufschlaegt? Hat der Erzaehlung nach nicht die geballte Kraft von 11 Amberiten die Schranken Fionas niedergerissen? Ich frage Jasra und Renadorn, ob sie mir bei diesem Versuch helfen wollen, und so sitzen wir dann spaet in der Nacht, ein, zwei Stunden vor Beginn der Schlacht im Kreis, und ich halte Merlins Karte in der Hand. Bewegung, 3-Dimensionalitaet, das Kribbeln in der Hand, auf das ich vorbereitet bin und es missachte, und dann seh ich ihn. Im Zentrum eines Patterns. Liegen. Nicht ansprechbar. Oh Gott! Ich unterbreche den Kontakt, und stelle fest, dass die Aktion von den anderen beiden mehr abverlangte als von mir, und Jasra nur Schwarz gesehen hatte. Schweigen. Was hat das zu bedeuten? Ein wenig spaeter versuche ich Random zu erreichen, bekomme aber keinen Kontakt. Aber Bleys meldet sich genervt aus Forest Arden (er muss doch nicht etwa Julian vertreten? :-), und versichert mir, einen Boten loszuschicken, der veranlasst, dass bei allen Pattern nach Merlin Ausschau gehalten wird. Mehr kann ich im Moment nicht tun. Oder? Julians Speerschuetzen fuehren? Nee... ...ne halbe Stunde lautet sein Angebot die Kavallerie zu kommandieren. Seufz. Na denn, nicht dass ich jemals vor hatte, mich aktiv in einem Krieg zu beteiligen, aber es bietet eine gute Gelegenheit, auf Vincents Seite zu schauen, und mir ein eigenes Bild ueber ihn und seine derzeitigen Ziele zu machen. Jasra kommt mit, und ich gestehe, dass mir die Kavallerie so gut wie egal ist, da sie sowieso nicht die richtigen Waffen besitzt um gegen die Daemonen nennenswerten Schaden auszurichten, und eine Einweisung in die ueberall herumliegenden Schiesspulver- Waffen fuer sie zu kompliziert waere. Selber kurz um mein Leben bangend gehe ich aufs ganze und schicke sie geradeaus mitten ins Getuemmel, und komme mit Jasra unversehrt auf der anderen Seite an, wo tatsaechlich Merlin steht, und mit fanatischem Blick Befehle erteilt. Eine Panzerlucke oeffnet sich, Vincent springt heraus, und rennt auf Merlin zu. Guter Zeitpunkt sich wie Jasra eine Waffe zu holen, und in dem Moment auch einen Riesendaemon durchs Feld stapfen sehen, auf dem noch ein Merlin sitzt. Ich schiesse auf ihn. Treffe, aber er haelt stand. Jasra loescht dem Fiech das Augenlicht, und es baeumt sich auf, schmeisst den Reiter runter, und sofort stuermen beide Merlins aufeinander los, und gehen sich an die Kehle. Vincent versucht beide kampfunfaehig zu machen, aber diverse Tritte und Schuesse loesen die beiden nicht im geringsten, so dass er weitere Maenner zur Hilfe ruft, die die beiden dann endlich trennen koennen. Betaeubt bleibe ich Zuschauer und halte mich im Hintergrund, als auch Renadorn und Julian ploetzlich auftauchen. Vincent aeussert den Wunsch, die Merlins lebend zu halten, und Jasra zieht daraufhin Lukes Karte und stellt Kontakt her. Alle sind mit der Idee einverstanden, nur Vincent schnauzt sie ploetzlich an, das sie nach einem Gefangenen greift, dass das seine Gefangenen sind, und dieser Krieg unter seinem Kommando geleitet wird, und sie gefaelligst ... Jasra laesst das unbeeindruckt, und greift weiterhin nach dem Gefangenen, worauf ihr Vincent in die Hand schiesst. Betaeubt geht Jasra nach vorne und nach Kashfa. Eisiges Schweigen folgt, das Vincent unterbricht und indem er die Kampfregeln runterleiert. Was er denn mit den Gefangenen nun bitte vorhabe, frag ich ihn, und letztendlich gewinnt die Idee, einen der Merlins sofort nach Kashfa zu bringen, und den anderen mit Julians Truppen dorthinreiten zu lassen, so dass ich eine Stunde spaeter, nachdem mich Jasra kontaktiert, mit einem Merlin zu ihr gehe. Der Gefangene wird unschaedlich gemacht, und man wartet jetzt auf Julians Truppen.

    Random ist weiterhin nicht erreichbar, und so versuche ich bei Llewella mir die News ueber ein vermeindliches Auffinden des echten Merlins zu verschaffen, denn ich zweifel nicht daran, dass ein Trump immer zu der echten Person fuehrt. Aber sie hat noch nichts vernommen, und meint, dass sie bereits mit Jasra vereinbart hat, dass sie, falls sie etwas zu hoeren bekommt, sich melden wird. Und so bleibt uns vorerst nur Warten...