Von all unseren geplanten Vorhaben konzentrieren wir (die beiden Maenner und ich - Jasra leistete Artos Gesellschaft) uns vorerst auf die 'Durchleuchtung' des Hohepriesters in der Antikwelt. Die Wahrheitsdroge wirkt bei Razim nicht wirklich ueberzeugend, aber dafuer schmeckt man sie auch nicht, und mit einigem Tara laesst sich das Zeugs im Wein des Priesters fuer sein heutiges Bankett mischen. Razim hat uns naemlich eine Einladung besorgt, indem er dem Priester einen Brief zukommen hat lassen, in dem er sich als Verwandter erkennen gibt, und mit 'R.' unterzeichnet hat.

    Leider erwarten uns neben dem Hohepriester und den angekuendigten Koestlichkeiten und Taenzerinnen auch die gesamte (?) Leibgarde des guten Pseudobrands, und dazu eine Horde Magier, die fleissig mit Feuerbaellen und Schlafzaubern um sich schmeisst, nachdem alle Versuche, die Situation mit Worten anstelle mit Waffen zu klaeren, schnell beiseite gelassen wurden. Diesen Magiern verdanke ich den Verlust einiger meiner natuerlichen Haare, sowie die Tatsache, dass ich den beiden Maennern nicht lange behilflich sein konnte - vielleicht war es besser so?

    Jedenfalls erwachte ich in einem Federbett und Brandos besuchte mich fuersorglich, ja er beantwortete mir sogar einige Fragen (ob wahrheitsgetreu oder nicht wird sich allerdings noch herausstellen). Jedenfalls sagte er, dass er durch die Unterschrift 'R.' seien Bruder erwartet haette, und sein Empfang auch diesem gegolten haette. Fuer kurze Zeit war sogar ein Doppelgaenger (nicht noch einer!) von ihm an seiner Seite, den er quasi als Kanonenfutter halte. Ueber den Verbleib von Renadorn und Razim gibt er keine genaue Auskunft, nur, dass sie sich ihren Weg durch die Wachen geschlagen haetten. Well, wir verbleiben so, dass ich die beiden finden und zu ihm an ein wirkliches Bankett fuehren soll.

    Aber in der Stadt finde ich keine Spur von ihnen. Missmutig durchstreife ich allein die Gassen, als ich gebeten werde, doch in dem Haupttempel zu kommen, der grosse Priester Brandos bete mich dorthin. Nun, ich sehe keinen Grund, dieser Bitte nicht nachzukommen, aber als ich immer nur von Wache zu Wache weitergereicht werde verlange ich endlich Brandos selber zu sehen, damit er mir sage, warum ich hier bin. Aber der Hauptmann deutet nur auf einen schmutzigen Raum, aus dem ein erbaermlicher Geruch stroemt, und bittet mich, einzutreten. Weshalb sollte ich?! Aber er laesst sich nicht beirren, und so spaehe ich vorsichtig durch die Tuere. Der Anblick schnuert mir die Kehle zusammen: Zwei einst menschlich gewesene Koerper liegen mehr oder weniger in Einzelteilen verstreut auf zwei verschiedenen Haufen. Zwar ist es nicht auf den ersten Blick erkennbar, aber meine Vorahnung bestaetigt sich: Es sind die Leichen von Renadorn und Razim. Die Wache bittet mich, die beiden Kadaver zu identifizieren, und eine seltsame Laune veranlasst mich zur Aussage, dass ich diese beiden Gewesenen nicht (er)kenne. Vielleicht ist das meine Methode meinen seelischen Schmerz vor der Wache zu verstecken, vielleicht ist es auch der letzte Hoffnungsschimmer, an dem ich mich festhalten will... Kuehl erkundige ich mich, wer das gewesen sein sollte, und neben der Behauptung, dass man diese beiden Herren oft an meiner Seite gesehen haben will, sollen diese beiden heute einen Anschlag auf den Imperator versucht haben.

    Das alles ergibt keinen Sinn. Beim Hinaustreten bleibt mein Blick an einem Stallburschen kleben, der sich langsam davonzuschleichen versucht. Sollte es ein Schicksal geben, so besitzt es mit Sicherheit Ironie, denn trotz der schleppenden Bewegungen erinnert er mich an Razim... Hoer auf, Kelana, wie soll das werden, wenn du bei jedem dahergelaufenen Penner Aehnlichkeiten zu Razim zu sehen meinst! Aber ich kann meinen Blick nicht von ihm loesen, und bei jedem nachgezogenen Schritt von diesem gegen den Wind stinkendem Krueppel kommt mir sein Verhalten fuer einen einfachen Stallburschen zu verdaechtig, und ich kann nicht aufhoeren mir einzubilden, dass es Razim sein koennte. Also folge ich ihm langsam, und als er in eine Seitengasse einbiegt wage ich es ihn mit diesem Namen anzusprechen.

    Leider faellt Razim mir daraufhin buchstaeblich um den Hals, was mir die derzeitige Garderobe ruiniert, aber es faellt auch mir ein Stein vom Herz ihn gesund und munter unter den Lebenden zu sehen! Nun, gesund und munter ist eigentlich stark uebertrieben, denn er ist uebel zugerichtet und laesst mir gar keine Zeit, da er nur nach einem Pferd verlangt um nach Lucelan zu fliehen. Um die Ecke lauert auch schon die naechste Patrollie, und so macht er sich schnell weiter.

    Da Razim mich noch wissen liess, dass er nicht wisse, was mit Renadorn sei, begebe ich mich zur Tankstelle, fest im Glauben, dass ich von ihm ebenfalls nur ein Trugbild, eine Kopie gezeigt bekommen habe, und er an diesem inoffiziellen Treffpunkt verweile, werde aber enttaeuscht. Da ich ihn in dieser Antikwelt ebenfalls nicht zu fassen kriege mache ich mich nach Lucelan auf und finde die beiden Maenner, wie sie sich in dem mir bereits bekannten Krankenhaus ihre Kampfverletzungen kurieren lassen. In einem Beautysalon lasse auch ich mein Aeusserliches ausbessern und es vergehen ein paar Tage.

    Als wir drei mal alle zusammensitzen und die Lage besprechen taucht ploetzlich ein zweiter (ZWEITER!) Renadorn in der Tuere auf und behauptet Renadorn zu sein. Renadorn sieht Renadorn erst entgeistert an und Renadorn schaut zurueck und schon befinden sich die drei Maenner (Razim laesst sich das natuerlich nicht entgehen) im Kampf. Ich ruf die Schwester, und Razim und Renadorn werden unschaedlich gemacht, und der Doppelgaenger, aeh, glaub ich, auch...

    Jedenfalls besorg ich mir in einem ruhigen Moment die Schluessel zu ihren Zimmern (mit ganz wabeligen Waenden - richtig unheimlich), und einen halben Tag spaeter sitzen wir bei der Tankstelle und halten Kriegsrat.