Einen Abend vor dem grossen Einhorntag finde ich mich abends in Schloss zum Abendessen ein, und man fuehrt doch promt Razim herein, den man als neues Mitglied der Familie vorstellt. Er begruesst mich, wie es sich fuer einen Gentleman gehoert, und im Plauderton erzaehlen wir ein wenig von den letzten Tagen. Benedicts Tod scheint ihn tatsaechlich zu beruehren, und er bittet mich zu einem Spatziergang zu Benedicts letzter Ruhestaette. Der Mond glaenzt schlank am Himmel, und die Wolkenstadt liegt in schillernder Dunkelheit, aber es ist friedlich und fast angenehm, mit Razim durch die Nacht zu wandeln.

    Am naechsten Morgen brechen wir auch zusammen auf in die Stadt, obwohl ich meine Zweifel hatte, ob ich den froehlichen Trubel und die mondaenen Schauspiele ertragen moechte. Marla haette sicher ihre Freude hieran, aber ich hielt es fuer zu riskant, sie hierher zu bringen - es wissen bereits zuviele von ihr... Razim dagegen scheint sich praechtig zerstreuen zu koennen. Schon am Morgen ging das Geruecht um, dass Random Renadorn zum Fest eingeladen habe - vielleicht ist das seine Gelegenheit seine Verbannung aufzuheben. Als wir dann am spaeten Nachmittag beschliessen, uns langsam zum Schloss zurueck zu begeben, winkt Razim ploetzlich in die Menge und ruft 'Renadorn'! Tatsaechlich, da steht er und versucht eben noch in der Menge unterzutauchen, aber zu gross ist meine Freude, ihn wiederzusehen. Ganz der Alte begleitet er uns zurueck und erzaehlt dabei, dass unser letzter Kontakt, wie ich bereits vermutet habe, von Vincent unterbrochen wurde. Dieses hinterhaeltige Stueck Dreck!

    Renadorn erntet bei Hof ein paar kritische Blicke, aber bis auf die Tatsache, dass er seine Waffen abgeben muss, ist er willkommen wie jeder andere auch. Der Saal ist voll mit verschiedenen Wuerdentraegern und lokalen Adeligen. die mal mehr, mal weniger Einfluss hier auf die Stadt und vielleicht sogar auf Random haben. Ich komme mit einer Familie ins Gespraech, die zu Oberon sehr gute Kontakte zu haben pflegte, und jetzt, nach seinem Tod, ein bisschen ins Abseits gedraengt wurde. Aber der Junge Veldane erweist sich, wenn man ihn mal durch Abschweifung von den Standardfloskeln zum Reden gebracht hat, als ein sehr angenehmer Gespraechspartner, den ich nach dem Bankett gerne bei einem der Vorstellungen beiseite habe.

    Gegen Ende des Stueckes hoert man von der Strasse Unruhen und Getuemmel, aber dadurch wollen wir uns den Abend nicht verderben lassen. Als das Stueck zuende ist, kommt irgend so eine Wache daher und schwafelt etwas von wilden Hunden, die in der Stadt ihr Unwesen getrieben haben, aber Julian habe die Situation schnell in Griff bekommen. Zweifelsohne. Trotzdem draengt er und auch Veldane darauf, mich an einem sicheren Platz zu wissen, was uns zurueck zum Schloss fuehrt, wo nicht die Festlichkeiten das allgemeine Gespraechsthema zu sein scheinen. Aber da keiner genaues zu erzaehlen hat (die, die es koennten, wuerden lieber sterben als reden), begebe ich mich bald zu Bett.

    Beim Fruehstueck sehen sowohl Razim wie auch Renadorn ziemlich uebernaechtigt aus, und werden beide noch bleicher, als die Nachricht uebermittelt wird, dass sich gerade eine Seuche in der Stadt auszubreiten scheint, deren Ursache wahrscheinlich die Viecher von gestern nacht zu sein scheinen. Na klasse... Kurz darauf versammelt sich alles koeniglichen Gebluets um Random, und man erzaehlt noch einmal kurz von dem Schiff aus Arcanos, von welchem die Hoellenhunde gestern kamen. Es laege auf der Hand, die letzte Reise des Schiffes zurueckzufahren und so auf die Herkunft der ganzen Geschichte zu erschliessen. Freiwillige? Razim ist dabei. Renadorn demnach auch. Und jetzt hebt Lord Veldane auch noch die Hand. Jungs, wollt ihr mir die ersten Haare grau werden lassen? Na schoen, ich bin auch dabei. Seufz.

    Noch an diesem Abend sollen wir in See stechen, zusammen mit einer erfahrenen Schiffsmanschaft. Die, die mit dem Schiff hier ankam, war bereits tot, als man in Amber hier anlegte, aber inzwischen ist das Schiff gruendlich (so hoffe ich) desinfiziert worden. Ich nutze die Zeit, um mich mental und physisch auf einige unvorhersehbare Ereignisse vorzubereiten. Arcanos... ich erinnere mich an Geschichten von einer Hoehlenwelt und Lavafluesse. Nicht umsonst besteht dieses Schiff im Grunde nur aus Eisen... Man sticht in See, und geraet in einen immer dichter werdenden Nebel. Es ist inzwischen Nacht, und irgendwann muss es auch wieder Morgen werden, aber es wird nicht wirklich heller. Aber heisser. Stickiger. Und dann, irgendwann - ich hab mein Zeitgefuehl bereits ueber Bord geworfen - werden Schatten sichtbar: Zuerst verschwommen, in einer verzehrten Perspektive, und dann, als der Nebel ploetzlich duenner wird und man auf die Wasseroberflaeche schaut, blickt man in einen gluehenden roetlichen Lavastrom. Und ueber uns begleitet uns unser eigener Schatten an einer Hoehlendecke, die in einiger Entfernung vom Schiffsmast ueber uns haengt. Willkommen in Arcanos.

    Einige Zeit spaeter sieht man in der Ferne noch andere Lichtquellen, und beim Naeherkommen werden Umrisse von vielen einfachen Haeusern sichtbar. Staehlerne Stege ragen aus dem Strom hervor, an denen wir anlegen. Und schon ist Razim verschwunden. Zugegeben, er scheint sich wohl von der Seuche angesteckt zu haben, so dass es ihm nicht wirklich gutging, aber gerade zwei Fuss in dieses unbekannte Land gesetzt und schon einfach plopp weg dient nicht unbedingt zur Unterstreichung des Razims, den er noch vor kurzem gewesen sein wollte.

    Renadorn und ich suchen den Erzmagier auf, und unterrichten ihn ueber die Umstaende unseres Aufenthaltes hier. Er ist hoeflich beschaeftigt, und mittendrinn bekomme ich auch noch von Razim einen Trumpcall, in welchem er mir irgenwas von Maultierreise und Hunden mitteilt, und dass einer von uns am besten in der Stadt bleiben sollte. So ganz genau hoere ich gar nicht zu, da ich die Situation hier im Auge behalte (Renadorn entlockt ein paar kuriose Informationen, was den grossteil der Bevoelkerung hier angeht, betrifft), und ausserdem es schrecklich anmassend von Razim finde, sich mal kurz via Trump bei uns zu melden und mitzuteilen, dass er gleich weiter zieht. Wenn wenigstens Renadorn mit ihm geht... denk ich mir und bitte ihn dann nach dem Erzmagiergespraech, Razim zu begleiten. Genaue Informationen kann ich ihm dabei allerdings nicht geben, so dass er selbst ein wenig angenervt wirkt. Wir gehen also beide zum Marktplatz, wo Razim bei einer Art Karawane steht und noch einmal erklaert, dass er einem Geruecht folgen moechte. Irgendwo sollen vor ein paar Tagen tatsaechlich Hunde gesehen worden sein, Kreaturen, die die Arcasianer wohl eher als Nahrungsmittelverschwendung betrachten. Beide ziehen also kurze Zeit mit einigen Einheimischen und diesen halbtoten Maschinenmenschen los.

    Renadorn hat mir davor noch kurz die Bibliothek hier empfohlen, und dort finden sich in den auf den Boden verteilten Regalinhalten tatsaechlich Fragmente, was die Arcanische Geschichte anbelangt: Einst hat Caine sich darum gekuemmert, dass Leute von irgendwoher hierher gebracht wurden, damit sie sich um die reichlichen Erzvorkommen der Gegend bemuehten. Als ein heftiger Vulkanausbruch die Eingaenge der Hoehlen verschuettete sassen die Arbeiter in der Falle und haben versucht, irgendwie zu ueberleben. Magiere waren in der Lage, ein bisschen Nahrung zu erschaffen, so dass sie bald zur wichtigsten Instanz aufstiegen. Ferner haben sie eine Technik entwickelt 'Necroiden' herzustellen: Tote (?) Menschen, die mit ein bisschen Magie und Biotech fuer die anfallenden Arbeiten sehr nuetzlich sind. Nun, davon sprach der Erzmagier bereits. Die Oellampe, die mir Licht machte, geht aus, so dass ich fluchend versuche sie wieder in Gang zu bringen, als ich mir irgendwie komisch vorkomme.

    Nein, es ist nicht die Seuche, sondern Razim again. Ob er wieder stoere? - Ja. - Es wuerde mich trotzdem interessieren. - Glaub ich nicht. - Es ginge aber um Twister. - Ich stehe neben ihm. Wo? Tatsaechlich: Da sitzt ein fuenf-fuessiger Drache auf der Bruecke ueber einen Lavastrom, aber alles, was mir bekannt vorkommt, sind seine Augen, denn der Rest erinnert wenig an das gutmuetige, Schafe bevorzugende Wuschelviech, das ich vor Ewigkeiten als fuer tot aufgegeben habe. Er hat kein Fell mehr, sondern ein harter Schuppenpanzer bedeckt seinen Koerper, und Rauch qualmt aus seinen Nuestern. Ich kann noch fragen, wie wieso auf einmal und ueberhaupt und die Maenner meinen, er sei eben hier aus dem Lavastrom aufgestiegen. Dummes, dummes Tier. Bevor er mich in seinem Wiedersehenstanz noch alle von der Bruecke schmeisst, besteige ich ihn und rufe den anderen hinterher, dass ich in der Stadt warte, dann fliegen wir beide den Weg durch die Hoehlen zurueck.